Der Disarming Act


Als Disarming Act werden die Gesetze bezeichnet, die im 18. Jahrhundert von den Engländern erlassen wurden, um die Bevölkerung Schottlands zu entwaffnen. Anders, als manche denken, gibt es hierfür mehrere Gesetze. Das bekannteste -welches auch gemeint ist, wenn heute vom Disarming Act gesprochen wird- ist der Act of Proscription von 1746, der in Folge der Jakobitenaufstände erlassen wurde.

Disarming Act von 1716

Im Jahr 1707 vereinigten sich die Königreiche England und Schottland zum Königreich Großbritannien. Nachdem die Stuart-Dynastie 1714 mit Georg I. durch das Haus Hannover abgelöst wurde, kam es bereits ein Jahr später zum ersten Aufstand (The Fifteen) der Stuart Anhänger.

In Folge wurde Anfang November 1716 das erste Entwaffnungs-Gesetz ‘An act for the more effectual securing the peace of the highlands in Scotland’ (Ein Gesetz für das wirksamere Sichern des Friedens der Hochländer in Schottland) erlassen.
In diesem wurde das Besitzen, Tragen oder Benutzen von Waffen in bestimmten Teilen Schottlands verboten. Genannt wurden Dunbartonshire (heute East- und West Dunbartonshire), Stirlingshire, Perthshire, Kincardineshire, Aberdeenshire, Inverness-shire, Nairnshire, Ross-shire und Cromartyshire (heute Ross and Cromarty), Argyll, Angus (Forfarshire), Banffshire, Sutherland, Caithness und Morayshire (Elginshire), doch das Gesetz war wenig effektiv.

Disarming Act von 1725

1725 folgte ein weiteres Gesetz: ‘An act for the more effectual disarming the highlands in that part of Great Britain called Scotland; and for the better securing the peace and quiet of that part of the kingdom’ (Ein Gesetz für das wirksamere Entwaffnen der Hochländer in dem Schottland genannten Teil Großbritanniens und für das bessere Sichern des Friedens und Ruhe dieses Teils des Königreichs).

Generalmajor George Wade setzte dieses Gesetz erfolgreich durch und konfiszierte in großer Menge Waffen in den Highlands. Im zweiten Aufstand der Jakobiten (The Forty-Five) wurden daher verschiedene, nicht zeitgemäße Waffen benutzt. Zwar war die Bewaffnung der Highlander durch erbeutete Gewehre in der Schlacht von Culloden besser, trotzdem wurden sie vernichtend geschlagen.

Act of Proscription von 1746

Nach der Niederlage der Jakobiten wurde im August 1746 ein neues Entwaffnungsgesetz erlassen:

An act for the more effectual disarming the highlands in Scotland; and for the more effectual securing the peace of the said highlands; and for restraining the use of the highland dress; and for further indemnifying such persons as have acted in the defence of His Majesty’s person and government, during the unnatural rebellion; and for indemnifying the judges and other officers of the court of judiciary in Scotland, for not performing the northern circuit in May, one thousand seven hundred and forty six; and for obliging the masters and teachers of private schools in Scotland, and chaplains, tutors and governors of children or youth, to take the oaths to his Majesty, his heirs and successors, and to register the same.

Um zukünftige Aufstände -nach den Erfahrungen durch die ersten Gesetze- zu verhindern, wollte man dieses Mal auch das Clan-System zerschlagen.

Dress Act

Ein Teil des ‘Act of Proscription’ war der ‘Dress Act’, der das Tragen der traditionellen Hochland-Kleidung, den Plaids, Kilts und Trews (Hosen) und die Verwendung von Tartans für Umhänge oder Jacken verbot und sollte im August 1747 in Kraft treten. Bei Zuwiderhandlung, drohten bis zu sechs Monate Haft und im Wiederholungsfall sogar Deportation (Ausweisung).

In einem Zusatz wurde die Übergangsfrist des Dress Acts bis August 1748 verlängert.
Ein weiterer Zusatz verlängerte die Frist bis Ende Dezember und nannte Ausnahmen. ‘Landed Man’ (Landbesitzer der Oberschicht) durften weiter die traditionelle Kleidung tragen und eingeschränkt Waffen besitzen. Auch Offiziere und Soldaten im Dienst ihrer Majestät, wie z.B. das 1739 gegründete 42. Highland Regiment (The Black Watch) waren vom Dress Act ausgenommen.

Mythen des Act of Proscription

Verbunden mit dem Act of Proscription entstanden einige Mythen, die teilweise auch in der Literatur Einzug hielten. Demnach wurde das Spielen von Dudelsäcken, die gälische Sprache und Versammlungen verboten, was aber im Gesetz nirgendwo erwähnt wird. Die einzige Erwähnung von Sprachen findet sich im letzten Abschnitt, nachdem sich Privatschulen, die Englisch, Latein oder Griechisch unterrichten, registrieren lassen mussten. Im Alltag blieb Gälisch weiterhin die gebräuchliche Sprache.

Der Mythos des Dudelsack-Verbotes verfestigte sich ab 1749.
1975 schrieb der Leiter des Colleges of Piping in Glasgow, Seamus MacNeill, dazu:

The situation for piping changed drastically. From 1746 to 1782 to play the bagpipe was a criminal offence punishable by death.
Die Umstände für Piping änderten sich dramatisch. Von 1746 bis 1782 war Dudelsack spielen, eine mit dem Tod strafbare Handlung.

Dieser Mythos entstand, da nach dem Aufstand 1745 tatsächlich auch Piper angeklagt wurden.
James Reid, einer dieser Piper, wurde Mitte November 1746 –zu diesem Zeitpunkt war der Dress Act noch nicht in Kraft- in York hingerichtet. Er wurde wegen Teilnahme an einer Rebellion und Hochverrat -nicht wegen Dudelsack Spielens- verurteilt, wobei James betonte, daß er lediglich Piper gewesen sei. Der Richter erwiderte darauf, daß nie ein Regiment ohne Musik marschiert wäre und der Dudelsack daher zum Kriegsgerät gehöre.
Tatsächlich findet sich für die Zeit zwischen 1746 und 1782 keinerlei Hinweis in den Gerichtsakten die belegen, daß ein Piper wegen des Spielens eines Dudelsacks angeklagt oder verurteilt wurde.

Aufhebung des Dress Acts

Der Dress Act wurde am 1. Juli 1782 per Gesetz aufgehoben und auf Englisch und Gälisch öffentlich bekannt gegeben:

Listen Men. This is bringing before all the Sons of the Gael, the King and Parliament of Britain have forever abolished the act against the Highland Dress; which came down to the Clans from the beginning of the world to the year 1746. This must bring great joy to every Highland Heart. You are no longer bound down to the unmanly dress of the Lowlander. This is declaring to every Man, young and old, simple and gentle, that they may after this put on and wear the Truis, the Little Kilt, the Coat, and the Striped Hose, as also the Belted Plaid, without fear of the Law of the Realm or the spite of the enemies.

Doch das Wissen über Herstellung und Färbung der Plaids, Aussehen der Tartans, sowie deren Clanzuordnung aus der Zeit vorher war verloren gegangen.

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